12/2024 – Fachartikel Swiss Infosec AG
Der nächste Schritt für die Sicherheit Ihres Unternehmens
Ein vorhandenes QMS erleichtert den Weg zum ISMS
Wenn ein Unternehmen bereits ein Qualitätsmanagementsystem (QMS) nach ISO 9001 eingeführt hat, verfügt es über eine solide Grundlage, um den nächsten Schritt in Richtung eines Informationssicherheits-managementsystems (ISMS) nach ISO 27001 zu gehen. Viele der vorhandenen Prozesse und Strukturen, die für die Umsetzung der Qualitätsmanagementnorm geschaffen wurden, lassen sich ergänzen und somit auch für den Aufbau eines ISMS nutzen. Zentrale Punkte, die beide Normen teilen, sind z.B. der Umgang mit Risiken und Chancen, die Forderungen an dokumentierte Information oder die fortlaufende Verbesserung.
Das vorhandene QMS vereinfacht die Einführung eines ISMS, da bereits klare Verantwortlichkeiten, regelmässige Managementbewertungen und strukturierte Prozesse vorhanden sind. Dass sich die Organisation bereits gewohnt ist, Normanforderungen umzusetzen, reduziert den Aufwand bei der Implementierung unter dem Strich zwar nicht erheblich, bildet aber im Umsetzungsprojekt eine gute Basis und ist ein entscheidender Vorteil, um die Einführung eines Informationssicherheitsmanagementsystems reibungslos zu gestalten.
Der integrierte Ansatz – Qualität und Sicherheit unter einem Dach
Wenn bereits ein effizientes System zum Qualitätsmanagement etabliert ist, so lässt sich dieses erweitern, um auch die Richtlinien und Prozesse des ISMS zu integrieren. Ein solcher integrierter Ansatz für Qualitäts- und Informationssicherheitsmanagement bietet zahlreiche Vorteile:
- Statt zwei separate Systeme zu verwalten, die unterschiedliche Schwerpunkte haben, können durch die Integration Synergien genutzt werden. Ein zentraler Ansatzpunkt dazu ist, dass unter Anderem gemeinsame Managementprozesse wie Audits, interne Schulungen oder die Managementbewertung für beide Normen genutzt werden können.
- Mit den bislang eingesetzten Ressourcen können die Prozesse für beide Normen durchlaufen werden. So kann zum Beispiel im Bereich der internen Audits die Einhaltung von Qualitäts- und Sicherheitsstandards gleichzeitig überprüft werden.
- Der integrierte Ansatz trägt dazu bei, dass die Organisation als Ganzes widerstandsfähiger wird.
- Durch die enge Verbindung von Qualität und Informationssicherheit entsteht ein umfassendes System, dass nicht nur die Leistung, Qualität und Effizienz des Unternehmens steigert, sondern auch potenzielle Bedrohungen und Schwachstellen frühzeitig erkennt und adressiert.
Das ISMS im QMS in 4 Schritten aufbauen
Der Aufbau eines ISMS nach ISO 27001 auf Basis eines bestehenden Qualitätsmanagementsystems sollte in mehreren klaren Schritten erfolgen. Zu empfehlen ist ein Vorgehen in vier elementaren Schritten, wobei es während jedem dieser Schritte wichtig ist, die relevanten Mitarbeitenden zu den einzelnen Themen zu schulen und zu sensibilisieren:
- Schritt 1: Gap-Analyse zwischen dem vorhandenen QMS nach ISO 9001 und den Forderungen der ISO 27001
Erster Schritt ist es, eine Gap-Analyse durchzuführen, um festzustellen, wo das bestehende QMS nach ISO 9001 von den Anforderungen der ISO 27001 abweicht. Dabei können vorbereitend für den nächsten Schritt bereits erste Überlegungen angestellt werden, wie die identifizierten neuen Inhalte hinzugefügt werden können. - Schritt 2: Definition der Verfahrensweise zur Integration von ISO 27001 im laufenden Betrieb des QMS
Im zweiten Schritt sollte detailliert festgelegt werden, wie die Anforderungen von ISO 27001 in die bestehenden QMS-Prozesse integriert werden können. Nebst der Definition nötiger Anpassungen an Prozessen, Richtlinien und Verfahren sind auch klare Spielregeln zu definieren, wie der Betrieb des QMS während der Zeit der Integration sichergestellt werden kann. - Schritt 3: Implementation des ISMS in das QMS
Im dritten Schritt geht es nun um die Umsetzung und die Implementierung des ISMS innerhalb des bestehenden QMS. Um die Transparenz und Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten, muss zwingend während der gesamten Integration des ISMS nach den im Schritt 2 definierten Spielregeln und den Vorgaben des QMS gearbeitet werden. - Schritt 4: Betrieb und fortlaufende Verbesserung<
Nach der Implementierung gilt es, das ISMS zu betreiben und fortlaufend zu verbessern. Dazu gehört nicht nur das regelmässige Analysieren von Informationssicherheitsrisiken und deren entsprechende Behandlung, sondern die konsequente Anwendung aller erstellten Vorgaben. Ein Augenmerk sollte im laufenden Betrieb auf folgende zwei Punkte gelegt werden:- Es sollten Mechanismen zur Überwachung und Bewertung der Sicherheitsmassnahmen eingesetzt werden, um die fortlaufende Verbesserungen sicherzustellen.
- Es sollte jede Gelegenheit genutzt werden, um die gesamte Belegschaft des Unternehmens immer wieder zu spezifischen Themen und Gefährdungen rund um das Thema ISMS und Informationssicherheit zu schulen und zu sensibilisieren. Nur Mitarbeitende, die wissen warum und wozu sie Sicherheitsmassnahmen zu beachten haben, tun dies auch zuverlässig.
Synergien nutzen: Zeit und Kosten sparen durch Integration
Der Übergang von einem Qualitätsmanagementsystem nach ISO 9001 zu einem Integrierten Managementsystem (IMS) inklusive einem Informationssicherheitsmanagementsystem nach ISO 27001 bietet in der Betriebsphase nebst Einsparungen in Bezug auf Zeit und Kosten auch erhebliche Vereinfachungen in der Anwendung:
- Synergien nutzen, Akzeptanz schaffen
Wenn Prozesse, Dokumentationen und Audits für Qualität und Informationssicherheit zusammengeführt werden, entfällt die Notwendigkeit, ähnliche Aufgaben mehrfach zu erledigen. So kann z.B. die von beiden Normen geforderte regelmässige Managementbewertung in einer einzigen Bewertung durchgeführt werden. Durch die Nutzung solcher Synergien wird eine einzige zentrale Informationsplattform für Mitarbeitende geschaffen, was die Akzeptanz des Integrierten Managementsystems gegenüber zwei eigenständigen Systemen deutlich steigert. - Effizientere Ressourcennutzung
Anstatt separate Teams für Qualitäts- und Informationssicherheitsfragen zu haben, kann ein interdisziplinäres Team gebildet werden, welches beide Bereiche abdeckt. - Reduktion der externen Auditaufwände
Die Integration von QMS und ISMS kann den Auditierungs- und somit auch den Zertifizierungsprozess beschleunigen. Da sich viele Anforderungen der beiden Normen überschneiden, kann der Auditprozess effizienter gestaltet werden. Dies bedingt jedoch nebst der Auswahl von Auditoren, die ISO 9001 und ISO 27001 prüfen dürfen, aber auch, dass das Projekt zur Umsetzung von ISO 27001 in Abstimmung mit dem Zertifizierungszyklus des QMS erfolgt. Falls zur Zertifizierung des ISMS nicht auf die ordentliche Re-Zertifizierung des QMS gewartet werden kann, so besteht die Möglichkeit, beide Systeme getrennt zu zertifizieren oder auch während der Zertifizierung von ISO 27001 das QMS nach ISO 9001 vorzeitig zu re-zertifizieren.
Ein Tipp zum Schluss: Respekt darf sein, Schritt für Schritt ist eine Integration aber gut machbar.
Immer wieder bekommen wir zu hören: «Jetzt haben wir es endlich geschafft, die ISO 9001 umzusetzen und zu zertifizieren! Wir haben einen riesengrossen Respekt davor, im Bereich der ISO 9001 durch ein Integrationsvorhaben Fehler zu machen und unser QMS-Zertifikat dadurch zu gefährden». Diese Gefühle und Gedanken zu haben ist berechtigt, aber unbegründet! Sämtliche ISO-Normen zu Managementsystemen sind heute darauf ausgelegt, dass sie untereinander beliebig kombinierbar sind.
Mit einer Integration von QMS und ISMS können Unternehmen im Vergleich zur Implementation von zwei getrennten Managementsystemen nur gewinnen. Gerne begleiten wir Sie auf diesem Weg zum Integrierten Managementsystem.
Kontaktieren Sie uns und erfahren Sie in einem unverbindlichen Beratungsgespräch, was unsere Spezialistinnen und Spezialisten in Sachen Informationssicherheit für Sie tun können: +41 41 984 12 12, infosec@infosec.ch
Swiss Infosec AG; 04.12.2024
Kompetenzzentrum Consulting